Im Rahmen meines Blogs habe ich bereits einige Mythen, die Menschen vom Schreiben abhalten, thematisiert. Heute werden wir uns einem weiteren wichtigen Vorurteil widmen, das leider immer noch in den Köpfen vieler Menschen herumspukt: Ich war schon immer schlecht in Deutsch und deshalb schreibe ich nicht.
Weitverbreiteter Denkfehler
Der „Self-Serving-Bias“ ist eine kognitive Verzerrung, bei der Menschen dazu neigen, Erfolge auf sich selbst zurückzuführen, während Misserfolge äußeren Faktoren zugeschrieben werden. Dann entstehen Aussagen wie: „Ich habe kein Talent“ oder: „Ich war schon immer schlecht in Deutsch“. Das wurde ungünstigerweise während der Schulzeit von manchen Lehrkräften befeuert.
So entstand im Laufe der Zeit bei vielen Menschen die fixe Vorstellung, dass sie Rechtschreibung und Grammatik perfekt beherrschen müssen, bevor sie zu schreiben beginnen können. Dabei übersehen sie, dass sie ohnehin bereits im Alltag häufig schreiben. Es beginnt bei der Einkaufliste oder der Aufgabenliste für die nächste Woche, führt über Whatsapp-Nachrichten im Privat- und Berufsleben und geht bis zu E-Mails oder Social-Media-Beiträgen, die etliche Leute regelmäßig schreiben.
Doch weder Denkfehler, die vom Gehirn automatisch produziert werden, noch inkompetente Aussagen von früheren Autoritäten sollten uns davon abhalten, das zu tun, woran wir Interesse haben.
Schreiben nur für sich
Warum scheuen sich dennoch so viele davor, ihre Gedanken, Erlebnisse oder Gefühle in einem Tagebuch oder Journal zu Papier zu bringen? Diese persönlichen Zeilen sind privat und werden außer ihnen niemand lesen.
Es gibt daher keinen vernünftigen Grund, warum wir darauf verzichten sollten, uns jeden Tag zu notieren, wofür wir dankbar sind, was uns gut gelungen ist oder worauf wir stolz sind.
Praxis-Tipp: Einige Anregungen, um sofort zu starten, findest Du bei diesem Blogbeitrag: Einfach mit dem Schreiben beginnen. Weitere Vorschläge erhältst Du regelmäßig als Mitglied meiner kostenlosen Facebook-Gruppe. Bei der praktischen Umsetzung unterstützt Dich der Reflexionsclub.
Bei Sachinhalten Tools einsetzen
Bei längeren Texten, die später für die Öffentlichkeit bestimmt sind, wird zuerst eine Rohfassung erstellt. Erst später folgt die Überarbeitung. Dieser Ablauf gilt für Werbe- und Website-Beiträge, Blogposts, Artikel für Magazine, wissenschaftliche Arbeiten sowie für jedes Fach-, Sach- oder Ratgeberbuch.
Grammatik und Rechtschreibung stehen nie an erster Stelle, sondern werden erst am Ende wichtig, bevor andere Menschen den Text lesen sollen. Heute gibt es zahlreiche Tools, die wir einfach zum Korrigieren nutzen können, viele davon gibt es sogar als Add-on für Deinen Browser, falls Du online arbeiten möchtest.
Praxis-Tipp: Falls Dich das Thema Rechtschreibung lernen interessiert, schau Dir dazu meine letzte Podcast-Episode auf YouTube an, bei der ich eine erfahrene Lerntrainerin interviewt habe.
Story und Figuren im Fokus
Beim Erfinden von Geschichten gibt es ebenfalls andere Schwerpunkte: Nach der ersten Idee legen manche Autorinnen und Autoren sofort los, einige skizzieren Handlungen und Konflikte oder entwerfen ihre Figuren. Andere machen alles parallel oder passen ihre Strategien an die jeweilige Geschichte an.
Alle entwickeln im Laufe der Zeit eine Methode, die für sie oder ihn am besten passt, und das ist auch gut so. Wir sind einzigartig, ebenso wie jede Kurzgeschichte, jede Erzählung, jede Novelle, jeder Roman, jedes Hörspiel, jedes Theaterstück oder jedes Drehbuch unterschiedlich sind.
Worüber machen sich die meisten Profis zu Beginn wenig bis gar keine Gedanken? Rechtschreibung und Grammatik sind während der Entstehung nebensächlich und gewinnen erst am Ende an Bedeutung, bevor ihr Werk veröffentlicht werden soll. Die übermäßige Fokussierung könnte sogar gegenteilige Wirkung haben und zu Schreibblockaden führen.
Praxis-Tipp: Schreibe auch bei Deinen Geschichten einfach drauflos. Achte insbesondere darauf, dass Dir das Schreiben Vergnügen bereitet. Mache Dir bewusst, dass niemand Perfektion erwartet. Alles, das Du jetzt schreibst, kannst Du zu einem späteren Zeitpunkt überarbeiten.
Fazit
Auch diesen Mythos können wir jetzt entspannt ins Märchenland zurückschicken. Lege einfach los, überarbeite später und lass Dich gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt von praktischen Tools unterstützen.
Neu: Ab sofort kannst Du direkt auf dieser Website alle Episoden des Schreibgeflüster-Podcasts hören. Du findest ihn ebenfalls bei allen gängigen Podcast-Playern. Schau gerne auch auf meinem YouTube-Kanal vorbei. Im Podcast und auf YouTube gibt es weitere Tipps und Inspirationen zur Vielfalt des Schreibens.
Schreibe einen Kommentar